Die Sache mit dem Testament und warum Alleinerziehende daran denken sollten

Wisst ihr, was oft übersehen wird, aber richtig wichtig ist? Die Sache mit dem Testament. Vor allem, wenn ihr alleinerziehend seid. 

„Das Thema Nachlass und Vorsorge wird aus verschiedenen Gründen oft verdrängt und aufgeschoben,“ weiß Verena Finkenberger, Fachanwältin für Erbrecht. „Zum einen haben viele einfach wahnsinnige Angst vor dem Thema Tod und Sterben. Zum anderen kommt ihnen die eigene Vorsorge wie ein riesiger Berg vor, den sie überwinden müssen: ein Überblick über ihr Vermögen, rechtliche Informationen, Entscheidungen treffen… Dabei ist das eigene Testament ein Thema, das man wie die jährliche Steuererklärung behandeln sollte: Einmal machen und bestenfalls einmal im Jahr mal drüber schauen. Danach fühlt man sich soooo viel besser. Wirklich!“
 
Aber jetzt mal im Detail, warum ist das überhaupt wichtig? 
 
Als Alleinerziehende habt ihr oft die volle Verantwortung für eure Kids. Was also passiert, falls euch etwas zustößt? Ein Testament kann helfen, sicherzustellen, dass eure Kinder gut versorgt sind, auch wenn ihr nicht mehr da seid. Es geht darum, ihre Zukunft zu sichern und dafür zu sorgen, dass ihre Bedürfnisse erfüllt werden. Außerdem möchtet ihr wahrscheinlich sichergehen, dass der Nachlass auch wirklich in die richtigen Hände gelangt. 
 
Hier ein paar praktische Tipps:

 

  • Denkt darüber nach, wie euer Vermögen auf eure Kinder übergehen soll. Wer soll sich darum kümmern? Das ist zum Beispiel wichtig, wenn eure Kinder noch unter 18 Jahre alt sind. „Mit einem Testament können Alleinerziehende die Vermögensverwaltung des anderes Elternteils ihres noch minderjährigen Kindes ausschließen und stattdessen eine Vertrauensperson ihrer Wahl einsetzen“, so Finkenberger. Konkret heißt das: Wenn ihr nicht wollt, dass zum Beispiel der Vater eurer Kinder über euer Vermögen entscheidet, solange eure Kinder noch minderjährig sind, könnt ihr im Testament eine andere Person bestimmen, die euer Geld und euren Besitz verwaltet, bis eure Kinder volljährig sind.

  • Überlegt euch auch, was passiert, falls euch und euren Kindern gemeinsam oder kurz nacheinander etwas passiert. Denn dann könnte der Ex-Partner oder die Ex-Partnerin über das gemeinsame Kind an euer Vermögen gelangen, wenn das Kind zwar nach euch, aber vor ihm stirbt. „Auch diese Möglichkeit kann über ein Testament ausgeschlossen werden,“ so Finkenberger. 

  • Auch das Sorgerecht kann ein Fall fürs Testament sein: „Hat etwa die Mutter das alleinige Sorgerecht, sollte sie eine Sorgerechtsverfügung erstellen und bestimmen, wer im Falle ihres Todes Vormund des minderjährigen Kindes sein soll.“ Ansonsten geht in der Regel automatisch das Sorgerecht auf den anderen Elternteil über.

    Wählt einen Vormund mit Bedacht: Überlegt euch gut, wem ihr eure Kinder anvertrauen wollt, wenn ihr nicht mehr da seid. Es sollte jemand sein, dem ihr wirklich vertraut und der sich so um eure Kids kümmern kann, wie ihr es selbst tun würdet.

  • Regelt weitere wichtige Entscheidungen: Erstellt eine Vorsorgevollmacht, damit jemand, dem ihr vertraut, Entscheidungen für euch treffen kann, wenn ihr dazu nicht mehr in der Lage seid. Auch eine Patientenverfügung ist wichtig, um festzulegen, welche medizinischen Maßnahmen ergriffen werden sollen.

  • Und achtet auf die Form: Ein privates Testament muss persönlich und vollständig handschriftlich verfasst sowie eigenhändig unterschrieben werden. Ein mit dem Computer oder mit der Schreibmaschine verfasstes privates Testament ist nicht rechtskräftig.

  • Sprecht mit euren Kids: Sobald sie alt genug sind, solltet ihr mit euren Kindern offen darüber sprechen, was in eurem im Testament steht. Es ist wichtig, dass sie eure Wünsche verstehen und sich darauf verlassen können.

  • Aktualisiert euer Testament: Wenn sich eure Lebensumstände ändern, zum Beispiel durch die Geburt eines weiteren Geschwisterchens, solltet ihr euer Testament aktualisieren, damit es immer euren aktuellen Wünschen entspricht.

  • Holt euch professionelle Hilfe: Wenn ihr unsicher seid, holt euch Hilfe von einem Rechtsanwalt oder Notar. Die können euch erklären, wie das alles funktioniert und sicherstellen, dass alles rechtlich korrekt ist.

  • Und last but not least, findet einen guten Aufbewahrungsort für euer Testament: Es sollte auffindbar sein – aber eben auch von den „richtigen“ Personen. Wenn es nach eurem Tod in falsche Hände gerät, wäre niemandem geholfen.

 

Fazit: Mit einem klug durchdachten Testament könnt ihr schon heute sicherstellen, dass eure Kids auch dann gut versorgt sind, wenn ihr nicht mehr da seid. Ein Testament zu erstellen, ist ein Akt der Liebe und Fürsorge, der euren Kindern eine sicherere Zukunft garantieren kann. Also, macht euch an die Arbeit und plant für die Zukunft, damit eure Kids immer auf euch zählen können – egal was passiert!

Zum Hintergrund

Unsere Autorin Sara Buschmann hat an der Masterclass „Nachlassregelung für Alleinerziehende“ von Verena Finkenberger teilgenommen. Im Nachgang ist nicht nur dieser Text erschienen, sondern unsere Autorin hat auch ihr eigenes Testament noch einmal gründlich überarbeitet.

Die Teilnahme am Seminar haben wir selbst bezahlt.

Von Sara Buschmann