
Wahl 2025: Welche Partei entlastet Alleinerziehende wirklich?
Alleinerziehende sind keine Superheld*innen – sie brauchen keine Bewunderung, sondern gerechte politische Rahmenbedingungen. Nach einer Trennung jonglieren viele Eltern zwischen Job, Kinderbetreuung und finanziellen Engpässen. Doch welche Partei will wirklich etwas für sie tun? Ein Blick in die Wahlprogramme.
CDU: Steuerliche Entlastung für Besserverdienende, dafür aber Gewaltschutz
Die CDU liegt gerade bei etwa 30 Prozent Zustimmung und ist damit die stärkste Partei – aber wie steht sie zu Alleinerziehenden? Immerhin: Sie schreibt im Wahlprogramm, dass Alleinerziehende oft arbeiten und trotzdem armutsgefährdet sind – will das Problem aber mit einem höheren steuerlichen Entlastungsbetrag lösen, der vor allem Gutverdienenden hilft. Hier sagt die CDU also zwischen den Zeilen: „Arbeite mehr, verdiene mehr, dann wirst du auch mehr entlastet“ und führt damit ihre vorherige Feststellung ad absurdum. Das Ehegattensplitting bleibt unangetastet und zementiert alte Familienmodelle. Schlecht für Mütter, die vor der Trennung vor allem Hausfrauen waren.
„Sie sind besonders armutsgefährdet, selbst wenn sie arbeiten. Deshalb erhöhen wir den steuerlichen Entlastungsbetrag.“ (S. 61)
Positiv: Bei häuslicher Gewalt soll das Sorge- und Umgangsrecht des gewalttätigen Elternteils ausgeschlossen werden.
„Aus Gründen des Kindeswohls werden wir bei Partnerschaftsgewalt das Sorge- und Umgangsrecht des gewalttätigen Elternteils ausschließen.“ (S. 62)
AfD: Fokus auf traditionelle Familienbilder und Väterrechte
Gewaltschutz? Bei der AfD suche ich den Begriff vergeblich. Stattdessen droht die AfD Elternteilen mit Sorgerechtsentzug, wenn ein Kind den Umgang verweigert.
„Eine Umgangsverweigerung muss zeitnah und wirkungsvoll sanktioniert werden. Bei Wiederholungsfällen muss das Sorgerecht in Frage gestellt werden.“ (S. 76)
Die AfD propagiert die „intakte Familie“ als Ideal, das in der Schule gelehrt werden sollte und will, wenn es eben doch zur Trennung kommt, das Wechselmodell als Standard einführen – ohne zu berücksichtigen, dass ein Kind in zwei Haushalten doppelt ausgestattet sein muss.
„Eine intakte Familie bietet vor allem den Kindern einen geschützten Raum der Liebe und Geborgenheit. […] Kinder sollen in der Schule zu Ehe, Partnerschaft und Familienzusammenhalt unterrichtet werden, um später stabile Familien gründen zu können.” (S. 71-72)
Zudem unterstellt die AfD, dass manche Eltern Unterhalt beziehen, um weniger arbeiten zu müssen – Unterhalt als Finanzoase, ha-ha-ha-ha-ha …
„Wir wollen Unterhaltspflichten gleichmäßig an die zeitliche Intensität der Betreuung binden und so Kosten und Lasten gerechter aufteilen. Unterhalt darf Erwerbsarbeit nicht unattraktiv machen.“ (S. 76)
SPD: Gute Ideen, aber hält sie diesmal ihr Wort?
Die SPD setzt auf eine Kindergrundsicherung durch die Bündelung von Kindergeld, Kinderzuschlag und Wohngeld. Die Idee klingt gut, aber bisherige Versprechen wurden nicht eingelöst.
„Kindergeld, Kinderzuschlag und Wohngeld sollen ausreichen, sodass kein Bürgergeld mehr nötig ist.“ (S. 27)
Ein Pluspunkt: Der steuerliche Entlastungsbetrag soll in eine Steuergutschrift umgewandelt werden, wovon vor allem Geringverdienende profitieren würden. Aber genau das wurde bereits im Koalitionsvertrag versprochen und nicht umgesetzt. Glaubwürdigkeit? Fraglich.
Grüne: Gute Ansätze, aber wieso erst jetzt?
Auch die Grünen versprechen eine Steuergutschrift für Alleinerziehende – eine sinnvolle Maßnahme, die aber schon längst hätte umgesetzt werden können.
„Alleinerziehende entlasten wir gezielt durch eine Steuergutschrift.“ (S. 34)
Dazu kommt eine gerechtere Berechnung des Unterhaltsvorschusses, indem nur noch die Hälfte des Kindergeldes angerechnet wird. Und endlich soll es einen finanziellen Ausgleich für getrennte Eltern geben, die doppelte Kinderzimmer, Kleidung und Spielsachen finanzieren müssen. Stichwort: Umgangsmehrbedarf. Top!
„Wir wollen die Steuerlast von Alleinerziehenden durch einen Freibetrag senken und ihnen das Kindergeld nur noch zur Hälfte auf den Unterhaltsvorschuss anrechnen.“ (S. 38)
BSW: Spaltet statt zu helfen
Das Bündnis Sahra Wagenknecht sieht Alleinerziehende offenbar nur als Gegenspieler*innen zu Geflüchteten.
„Die Bürgergeldausgaben für Flüchtlinge sind von rund sechs Milliarden Euro im Jahr 2021 auf fast 14 Milliarden Euro gestiegen. Wenn das Bürgergeld immer mehr zur Flüchtlingskasse wird, untergräbt das die Akzeptanz und schadet denjenigen, die es benötigen, etwa Alleinerziehenden, denen ein Kita-Platz vorenthalten wird.“ (S. 36)
Diese Argumentation wirkt wie eine verquere Neuauflage von „Ausländer nehmen uns die Jobs weg“ – purer Rassismus und Stimmungsmache. Dass Alleinerziehende bereits jetzt bei der Kita-Vergabe priorisiert werden, wird ignoriert.
Die Linke: Die besten Ideen für Alleinerziehende
Von allen Parteien hat die Linke das umfassendste Paket für Alleinerziehende. Sie fordert eine wöchentliche Haushaltshilfe, eine echte Kindergrundsicherung und die bereits versprochene Steuergutschrift.
„Berufstätige Alleinerziehende wollen wir durch Finanzierung einer Haushaltshilfe (einmal pro Woche) und eine Kitaplatz-Garantie entlasten. Außerdem fordern wir eine Steuergutschrift, die mindestens der maximalen Wirkung des heutigen Entlastungsbetrags von 2.028 Euro im Jahr entspricht und die regelmäßig erhöht wird.“ (S. 14)
Dazu kommt eine gerechtere Berechnung des Unterhaltsvorschusses (keine volle Anrechnung des Kindergelds) und eine Verlängerung bis zum 25. Lebensjahr. Zudem will die Linke Gewaltschutz im Familienrecht verankern und alle Betreuungsmodelle gleichwertig behandeln.
„Den Unterhaltsvorschuss machen wir gerechter, indem u. a. das Kindergeld nicht mehr voll angerechnet und das Bezugsalter bis zum 25. Lebensjahr ausgeweitet wird. In das Sorge- und Umgangsrecht wollen wir den Gewaltschutz verankern. Die Gleichwertigkeit aller Betreuungsmodelle muss im Familienrecht und in der Beratung deutlich werden.“ (S. 14)
Fazit: Welche Partei entlastet Alleinerziehende wirklich?
Wer auf eine spürbare Verbesserung hofft, findet die besten Ansätze bei der Linken. Die Grünen und die SPD haben ebenfalls sinnvolle Vorschläge, müssen sich aber an ihre eigenen Versprechen erinnern. Die CDU setzt auf Steuervorteile für Gutverdienende, die AfD stellt Väterrechte über Kinderschutz, und das BSW spaltet mehr, als es hilft.
Diese Kolumne ist auch diesmal wieder als Video u.a. bei Instagram erschienen.
Von Anne Dittmann
