Ein Single-Parent kommt selten allein: Neue Dating-App für Eltern

Ob man nun gerne swiped, oder nicht, oftmals nach links oder großzügig nach rechts, oder doch lieber auf eine:n Partner:in wartet, die/der echt und in Farbe auf einem Einkaufswagen am Butter-Regal vorbeireitet – Dating für Single Parents ist ein zähes Pflaster, an dem viele Stigmatisierungen haften. Eine neue Dating-App für allein- und getrennt Erziehende will nun zeitsparende Abhilfe schaffen: Mit nicht immer bewährtem, aber doch altbekanntem Wisch-Prinzip. 

Die gerade gelaunchte Dating-App „Even“ ist ein neues Mitglied der Match Group und wohnt somit quasi unter dem selben Dach wie Tinder und andere bekannte Digital-Kuppler. Mit der neuen Plattform möchte man sich nun explizit an Menschen mit Kindern und deren potenzielle Partner:innen wenden. Denn während laut einer Umfrage 69 % der Single-Eltern (immer noch) an die große Liebe glauben, geben ebenfalls 69 % von ihnen an, schon mindestens einmal nach Erwähnung ihres Nachwuchses geghostet worden zu sein. „Even“ möchte nun ein positives Online-Dating-Umfeld für Menschen mit Familien(-ambitionen) schaffen. 

Als Grundlage der App-Entwicklung diente eine deutschlandweite mobile Appinio-Umfrage, an der 1.000 alleinerziehende Singles im Alter von 18 bis 55 Jahren mit Kindern teilgenommen haben und die ein paar interessante Insights offenbart:

Anmelden können sich bei „Even“ sowohl Single-Eltern, als auch kinderfreundliche Interessierte mit Verständnis für die Lebensrealität von Eltern. Sicherheitsbedenken, die explizit den Nachwuchs betreffen, liegen dabei auf der Hand. User:innen können sich zwar nicht absichern, werden aber zumindest mit einem Safety-Leitfaden und einer speziellen Profilmoderation bedacht. Wer seinen Matches mit wie viel Vertrauen begegnet, liegt also nach wie in den Händen der/des Wischenden – wie das nun mal so ist, im digitalen Raum.

Die Besonderheit der App sind in erster Line originell gestaltete Details, die Eltern einen humorvollen und mitunter alltagsnahen Kanal bieten, ihre Bedürfnisse und Vorlieben zu kommunizieren. Hier wurden Fragen wie „Du merkst, dass du Kinder hast, wenn…“, „Meine Superpower ist…“ oder Zeit-Management-Tools zu Dating-Präferenzen (Tag, Abend, Ausflug, Restaurant…) integriert. Das grundsätzliche Prinzip der App hingegen ist bekannt: Ein gegenseitiges Liken führt zum Match und ermöglicht eine Chat-Funktion.

Wer die neue Dating-Spielwiese einmal ausprobieren und sich selbst ein Bild machen möchte, kann dies ohne Abonnement mit der kostenlosen Mitgliedschaft tun, die 100 Profil-Likes pro Tag ermöglicht. Ein kostenpflichtiges Upgrade für unbegrenzt viele Profil-Ansichten und der Einsicht in die eigenen Profil-Likes ist ebenfalls erhältlich.

Zusammenfassend wird das Dating-Rad von „Even“ nicht neu erfunden und wer vorher kein Fan von Apps dieser Art war, wird es hier wohl auch nicht werden. Da laut erwähnter Umfrage aber 39 % der befragten Single-Parents bereits Dating-Apps benutzen, könnte dieses Format eine mindestens unterhaltsame Alternative zur Pirsch im Supermarkt sein.

Turid Reinicke ist Journalistin, Illustratorin und Creative Director. Sie kommt aus Berlin, lebt in Hamburg und träumt von Portugal. Nach langjähriger Chefredaktion der Magazine „Nylon“ und „Blonde“, hostet sie nun gemeinsam mit Muschda Sherzada den Podcast „Oh Boy“. Das Format beschäftigt sich unterhaltsam und selbstkritisch mit Geschlechterklischees und Feminismus im Alltag von Müttern mit Söhnen.

Von Turid Reinicke